Offene Ganztag: Fachleute diskutieren über Bildungsangebote

„Wir müssen mehr Geld in die Qualität der offenen Ganztagsschulen investieren“, sagte Stefan Zimkeit zu Beginn einer Onlinekonferenz, zu der er viele Fachleuten aus seinem Wahlkreis begrüßen konnte. „Der Bund wird Finanzmittel bereitstellen, um den ab 2026 geltenden Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz zu realisieren.

Aber auch NRW muss sich engagieren, um für ein gutes Bildungsangebot in Nachmittagsbereich der Grundschulen zu sorgen“, forderte der SPD-Abgeordnete Zimkeit. Mit eines der größten Probleme sei es, Fachpersonal zu bekommen, sagte Stefan Lensing von der Oberhausener Caritas. Die Sozialverbände, die für den Ganztag an vielen Schulen verantwortlich sind, sehen eine große Chance in der praxisorientierten Erzieherausbildung. Doch für einen Auszubildenden, der gleichzeitig noch ein Berufskolleg besucht, müsse eine komplette Betreuungskraft für fünf Tage eingespart werden, bedauerte Stefan Lensing. Zimkeit kündigte an, in einer kleinen Anfrage an die Landesregierung auf das Thema einzugehen und Änderungen zu fordern.

Gisela Larisch (AWO Oberhausen) betonte die Notwendigkeit von „vergleichbaren Standards“ in der Ganztagsbildung und -betreuung. Dies müsse eine der Voraussetzungen für den Rechtsanspruch sein. Volker Grans (Kinderschutzbund Dinslaken) sieht eine große Chance darin, den Schulalltag zu „rhythmisieren“ und die Trennung zwischen Vor- und Nachmittagsbereich aufzubrechen. „Das gibt es bereits an einigen unserer Schulen.“ Benne Jochheim (Wunderschule Oberhausen) wies auf die große Attraktivität von Schulen mit Ganztagsangeboten hin: „Lernzeit, gesundes Essen, Arbeitsgemeinschaften und Projekte“ gehörten zum Angebot. Das sei wie eine Anmeldung in fünf Vereinen, ohne die Kinder ständig mit dem Auto fahren zu müssen, so Jochheim.

Allerdings sei die Belastung im Zuge der Pandemie immens geworden, wird aus allen Schulen berichtet. Weil noch mehr Kinder „abgehängt“ worden sind, gebe es Fördergelder, die allerdings nur sehr aufwändig zu bekommen sind. „Jetzt sollen wir auch noch Konzepte schreiben und für besondere Attraktionen sorgen“, kritisierte Nicole Mehring (Diakonie Dinslaken) die Bürokratie des Corona-Aufholprogramms. „Gebt uns doch einfach das Geld und lasst uns unsere Arbeit machen!“, lautete ihr Appell. Sie wies darauf hin, dass die zunehmende Schülerzahl im Ganztag auch für räumliche Probleme sorge, insbesondere bei der in mehreren Schichten zu erfolgenden Mittagessenversorgung. „Das Essen gehört zum pädagogischen Teil des Ganztags und die Küchenkräfte sind pädagogische Kräfte. Aber ich kriege das nicht bezahlt“, kritisierte sie die Landesregierung. Birgit Scheiermann (Erich-Kästner-Schule Oberhausen) ergänzte: „Wir brauchen Zeit für Gespräche und wollen nicht durchs Essen hetzen. Dafür reicht aber der Platz nicht.“

Für die Kritik, dass in den oft zu kleinen Mensen noch nicht einmal Luftreinigungsgeräte stehen, zeigte Zimkeit großes Verständnis. „Ich habe im NRW-Haushaltsausschuss mehrfach beantragt, dass die Schulen für alle ihre Räume Luftfilter bekommen können. Leider ist das aber an der schwarz-gelben Mehrheit gescheitert.“
Eine insgesamt deutlich verbesserte Finanzierung forderte unter anderem Angelika Oppat-Balding (Internationaler Bund Dinslaken). Sie sprach sich für eine bessere Berücksichtigung von Schülern aus, die erst nach dem Schuljahresbeginn in den Ganztag kommen, und wies auf die Situation der Schulen hin, die besondere pädagogische Herausforderungen zu bewältigen hätten. „Wir dürfen nicht alle Schulen über einen Kamm scheren“, stimmte ihr Stefan Zimkeit zu. „Ungleiches muss ungleich behandelt werden.“